Psychologie, Therapie und Coaching

 

Ausgebrannt, raus aus der Stressfalle

Viele Menschen leiden unter ständiger Anspannung. Zieht sich eine geistige, körperliche und seelische Erschöpfung über mehrere Wochen hinweg und hat man das Gefühl, dass die Lebenskraft fehlt, wird meistens ein Burnout diagnostiziert. Betroffene können sich selbst im Urlaub nicht entspannen. Schlafstörungen sind häufig die Folge. Die permanente Müdigkeit führt zu Konzentrationsstörungen, Gereiztheit und Stimmungsschwankungen. Man hat kein Interesse mehr an seinem Beruf oder an Tätigkeiten, die man gerne ausgeübt hat. Von Kollegen, Freunden und Bekannten zieht man sich zurück, da man zu Nichts mehr Lust hat und das Gefühl hat versagt zu haben. Der Körper reagiert mit somatischen Symptomen, wie Kopfschmerzen und Magen-, Darmbeschwerden.


Der Weg zum Burnout

In der heutigen Zeit haben viele Menschen das Gefühl ihr Arbeitspensum nicht zu schaffen und zu wenig Zeit zu haben. Es bleibt kein Raum für Freizeit und Entspannung übrig. Das bedeutet für den Körper, dass er ständig unter Stress steht. Die Kraftreserven neigen sich dem Ende. Man hat das Gefühl, gegen den Strom zu schwimmen und seinem Leben ausgeliefert zu sein. Man zweifelt an sich selber und versucht mit Alkohol oder Aufputschmittel seinen Zustand zu verbessern, was zu einer Verschlimmerung des Problems führt.  

Die immer größeren Anforderungen am Arbeitsplatz, aber auch die hohen Anforderungen an sich selbst sind Ursachen für diesen Erschöpfungskreislauf. Menschen möchten oft gerne alles perfekt machen und setzen sich übertrieben hohe Ziele im Beruf, im Privaten, im Hobby oder in der Liebe. Sie stellen unrealistisch hohe Anforderungen an sich und ihr Umfeld, wollen stets Höchstleistungen vollbringen und erlauben sich nicht, Fehler zu machen. Erreichen Betroffene ihre Ziele nicht oder werden sie von anderen Menschen enttäuscht, strengen sie sich noch mehr an.

Es ist eine große Gefahr, wenn der Ehrgeiz aus dem Gefühl entsteht, nicht gut genug zu sein und man sein geringes Selbstwertgefühl damit kompensieren möchte. Man muss dann sich und anderen durch das Erbringen von starken Leistungen immer wieder beweisen, dass man "wer" ist. Dabei nehmen Betroffene keine Rücksicht auf ihren Körper.

Das sogenannte Helfersyndrom ist auch ein hoher Risikofaktor in der Entstehung eines Burnouts. Diese Menschen sind immer für andere da, haben immer ein offenes Ohr und muten sich mehr zu als es ihre Kräfte erlauben. Menschen mit einem Helfersyndrom findet man oft in sozialen Bereichen und im Gesundheitswesen. Die scheinbare Aufopferung steigert das Selbstwertgefühl, denn man fühlt sich wichtig und gebraucht.

Auch Menschen, die keine Grenzen ziehen und nicht „Nein“ sagen können tragen ein erhöhtes Risiko ein Burnout-Symptom zu entwickeln. Häufig ist eine Angst vor Konflikten der Grund. Diese Menschen erleben sich oft als Spielball ihrer Mitmenschen und fühlen sich ausgenutzt. Sie wollen es allen Recht machen und fühlen sich dann schnell überfordert. Frauen sind besonders gefährdet, weil sie mehr dazu neigen, nach Harmonie zu streben und es anderen recht zu machen.

Haben Menschen keine guten Stressbewältigungsstrategien zur Verfügung, können sie den Druck nicht aushalten. Stressbewältigungsstrategien sind Organisationsfähigkeit, ein gutes Zeitmanagement, die Fähigkeit zu delegieren, zwischendurch abzuschalten und loszulassen und sich nicht alles zu Herzen zu nehmen. Das Gefühl selbstbestimmt zu arbeiten, also die Kontrolle über das zu haben was man tut, ist auch eine gute Stressbewältigungsstrategie.


Raus aus der Stressfalle

Menschen, die bemerken, dass sie sich erschöpft fühlen sollten nach Möglichkeiten suchen ihre Aufgaben zu reduzieren. Sie können Prioritäten setzen und unwichtige Dinge, sogenannte Zeitfresser, eliminieren. Aufgaben, die nicht unbedingt selber erledigt werden müssen oder die sie ungerne machen können vielleicht delegiert werden. Arbeitsabläufe und Aufgaben sollten gut strukturiert werden. Rituale und ein Zeitplan können dabei sehr gute Dienste leisten. Das Arbeits- und Wohnumfeld sollte schön gestaltet werden. Vor allem ist Ordnung, wie ein übersichtlicher und aufgeräumter Arbeitsplatz, wichtig. Nichts ist demotivierender und stressfördernder als ein überladener Schreibtisch oder Chaos in der Wohnung. Sie sollten sich wohlfühlen.

Eine psychotherapeutische Behandlung kann helfen schädliche Verhaltensmuster aufzudecken und zu verändern. Das Selbstwertgefühl und Stressmanagement können verbessert werden.

Für die Entspannung sollte man sich täglich Zeit nehmen. Diese Zeit kann man fest als wichtigen Termin einplanen. Spazierengehen, Sport, Yoga, autogenes Training oder eine andere Entspannungstechnik hilft Stress abzubauen. Tätigkeiten, die zu einem früheren Zeitpunkt gerne ausgeübt wurden können in den Alltag integriert werden.

Mit selbstreflektierenden Fragen kann man seinen schädlichen Gedanken und Prägungen, die in die Stressfalle führen, hinterfragen und sich Lösungen überlegen. Wichtige Fragen können sein: Womit setze ich mich unter Druck? Welche Gedanken lassen das Gefühl hochkommen, nicht genug zu tun oder nicht gut genug zu sein? Therapeuten oder Coaches können dabei hilfreich sein.

Man kann es nicht jedem recht machen und grundsätzlich ist jeder Mensch für sich selber verantwortlich. Es ist also unnötig sich für jeden und alles verantwortlich zu fühlen. Fehler zu machen ist völlig normal. Wenn wir aus diesen Fehlern lernen, dann können wir daraus lernen und wachsen.


Autor: kathrin:mehling